„Es weinten aber alle sehr, und sie fielen Paulus um den Hals und küssten ihn, am allermeisten betrübt über das Wort, das er gesagt hatte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen; und sie geleiteten ihn auf das Schiff.“ (Apg.20,37-38)
Paulus war auf dem Weg nach Jerusalem, „gebunden im Geist“, wie er sagt. Weissagungen bezeugen Handschellen und Trübsal. „Aber ich achte das für nichts; …“ sagt er.
Er hatte die Ältesten der Gemeinde Ephesus zu sich auf die Insel Milet rufen lassen. Da waren sie nun. Männer voll Glaubens und Herz. Noch einmal beschwört er die gemeinsame Zeit vormals unter ihnen. Die Nachstellungen der Juden hatten ihn viele Tränen und Infragestellungen gekostet. Aber „ich habe nichts zurückgehalten, das nützlich ist, dass ich es euch nicht verkündigt und euch gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern; …“
Er beschwört dann bis aufs Blut ihre Glaubenstreue: „Darum bezeuge ich euch an diesem heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blute aller; denn ich habe nichts zurückgehalten, dass ich euch nicht den ganzen Ratschluss Gottes verkündigt hätte.“
Paulus stellt die Ältesten von nun an in eine tiefere Verantwortung im Sinne von ‚Bisher war ich immer noch verfügbar; ab heute seid ihr auf euch alleine gestellt!’
„So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde …“
Die neuen Freiräume birgen Gefahren! Die Brüder müssen sich neu zueinander hin ordnen. Wer leitet? Wer führt? Es wird daraus eine nicht erwartete Versuchung kommen. Einzelne werden sich nicht einordnen können. Sie werden Jünger an sich binden, um ihr eigenes Reich zu bauen. Es sind diese, die zu „gräulichen Wölfen“ mutieren.
Aber das sind Missklänge aus der Zukunft.
Zurück zur Abschiedsszene. Paulus wird jetzt fehlen. Es ist der Schmerz der Trennung mit einer bleiernen Ahnung der Größe der Verantwortung für die Schafe Seiner Weide.
Doch sobald diese Männer ins Schiff zurück nach Ephesus steigen werden, wird die glückselige Salbung des Heiligen Geistes neu auf sie kommen.
Gottes Segen euch allen!
Klaus und Ruth Schonhardt